Um die umfangreiche Entwicklung des Bahnhof- und Rathausgeländes auf eine solide Grundlage zu stellen, wünscht sich das Architekturforum z.B. für künftige Wettbewerbe klare Regelungen nach den Richtlinien der Architektenkammer.
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Hellweger Anzeiger, 06.10.2006
Stadtplanung nach Regeln
Architekturforum sucht Öffentlichkeit und will bessere Kooperation mit Stadt - von Silvia Rinke
Unna - Mehr Zeit für anspruchsvolle Aufgaben, wie einen Busbahnhof-Entwurf zu fertigen. Mehr Geld für solche anspruchsvollen Aufgaben. Überhaupt eine bessere Zusammenarbeit mit der Stadt. Das wünscht sich das Architekturforum.
Nach ihrer scharfen Kritik an der aus ihrer Sicht schleppenden Stadtentwicklung (Bericht 16. September) untermauern die Architekten nun ihren Wunsch, mit der Verwaltung auf einen gedeihlicheren Nenner zu kommen. Zugleich kündigte der Vorsitzende Reinhard Kimpel gegenüber unserer Zeitung an: "Wir gestalten unsere Arbeit künftig transparent." Was meint: Mit den Architekten wird stärker zu rechnen sein.
Sich offensiver zu stadtplanerischen Prozessen zu äußern soll nicht neue Gräben aufreißen. Im Gegenteil, betont Kimpel. "Die Verwaltung und uns eint ja das Ziel, die Stadt voran zu bringen." Dazu dürften freilich bestimmte Dinge nicht mehr so laufen, wie sie in der jüngeren Vergangenheit gelaufen seien. Etwa, als die Stadt auf politischen Beschluss einen "Mini-Architekturwettbewerb" für die Busbahnhof-Bebauung auslobte und ihn anschließend freilich auch an minimale Zeitvorgaben knüpfte. "Für die Ausarbeitung dieses aufwändigen Entwurfs bekamen die Büros gerade einmal 14 Tage", kritisiert das Forum. "Für die politische Bewertung blieb anschließend alle Zeit der Welt. Da waren drei Monate plötzlich kein Thema."
Zu Beispielen, wie es nicht mehr laufen soll, zählt das Forum auch den Neugestaltungswettbewerb für den Kirchplatz. "Die angekündigte offene Diskussion darüber wurde zur Alibiveranstaltung." Oder die Sportplatz-Neubebauung an der Kamener Straße: Der Auftrag ging an ein Architekturbüro aus Dortmund, die vielfach beschworene "lokale Kompetenz" blieb außen vor.
Für künftige öffentliche Vergaben schlägt Rainer Kimpel daher ein klar geregeltes Verfahren vor. "Die Architektenkammer NRW hat einen Richtlinienkatalog erstellt, der Architektenwettbewerben eine formale Grundlage bietet. Von Fristen bis zu Preisgeldern ist dort alles geregelt. Ich weiß, dass die Stadt Hamm diesen Katalog erfolgreich anwendet."
Für Unna käme das als nächstes bei der Neugestaltung des Stadtmuseums in Betracht - einerlei ob Anbau an der Burg oder Umbau in der Brauerei.
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Kommentar
von Silvia Rinke
Dass viele Köche den Brei verderben, gilt mithin auch für Stadtplanung. Umso beachtlicher ist es, dass die bauliche Gestaltung und Entwicklung in Unna seit nun drei Jahren schon ein Fachgremium begleitet, dessen Mitglieder sich nach landläufiger Meinung gegenseitig die Butter auf dem Brot nicht gönnen dürften.
Trotz unterschiedlich gelagerter Schwerpunkte stehen die inzwischen rund 20 Büros des Architekturforums untereinander in knallhartem Wettbewerb. Dass sie es dennoch schaffen, in einem gemeinsamen Forum mit einer Sprache zu sprechen, ist durchaus bemerkenswert und im Städtevergleich keine Selbstverständlichkeit. Dieses Pfund sollte die Verwaltung sorgsam hegen und pflegen.
Vielfach sind gelungene Kooperationsprojekte zwischen Unnas Verwaltung und Unnaer Architekten ja bereits zu besichtigen. So beim Arbeitsamtgebäude am Nordring oder beim Bräckelmann-Haus am Alten Markt schräg der Eisdiele gegenüber. Wenn es nun klare Richtlinien dafür gibt, wie Architekturwettbewerbe auszuloben, zu befristen und zu entgelten sind, dann bricht sich die Verwaltung keinen Zacken aus der Krone, wenn sie diese Richtlinien auch anwendet statt sich wie beim Busbahnhof unnütz dem Vorwurf der Willkür auszusetzen. Letzten Endes verfolgen Architekten und Stadtverwaltung, wenngleich unterschiedlich motiviert, ja nicht nur ähnliche Ziele: Sie sind auch gegenseitig aufeinander angewiesen.
Bei der Neuplanung eines modernen Stadtmuseums, die mit einem exzellenten Gutachten vielversprechend begonnen hat, können Architekten und Stadtplaner demnächst beweisen, ob sie es mit ihrer jeweiligen Zusicherung einer gedeihlicheren Zusammenarbeit ernst gemeint haben.
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